Was ziehet dort unten das Tal entlang

1.
Was ziehet dort unten das Tal entlang? Eine Schar im weißen Gewand!
Wie mutig brauset der frohe Gesang! Die Töne die sind mir bekannt;
sie singen von Freiheit und Vaterland, ich kenne die Schar im weißen Gewand:
Gut Heil, Gut Heil, Gut Heil, die Turner ziehen aus! Gut Heil, Gut Heil, Gut Heil, die Turner ziehen aus!

2.
Die Turner ziehen ins grüne Feld, hinaus zur männlichen Lust,
daß Übung kräftig die Glieder stählt, mit Mut sich füllet die Brust.
Drum schreiten die Turner das Tal entlang, drum tönet ihr mutiger, froher Gesang:
/: Gut Heil! du fröhliche Turnerlust! :/

3.
O sieh! wie kühn sich der Blick erhebt, wenn der Arm den Gegner erfaßt,
und frei, wie der Aar durch die Lüfte schwebt, erhebt sich der Turner am Mast;
dort schaut er weit in die Täler hinaus, dort ruft er’s froh in die Lüfte hinaus:
/: Gut Heil! du fröhliche Turnerlust! :/

4.
Es ist kein Graben zu tief, zu breit, hinüber mit flüchtigem Fuß,
und trennt die Ufer der Strom so weit, – hinein in den tosenden Fluß!
Er teilt mit Arm der Fluten Gewalt, und aus den Wogen sein Ruf noch erschallt:
/: Gut Heil! du fröhliche Turnerlust! :/

5.
So wirbt der Turner um Kraft und Mut mit Frührots freundlichem Strahl,
bis spät sich senket der Sonne Glut und Nacht sich bettet im Tal.
Und klinget der Abendglocke Klang, dann ziehn wir nach Hause mit fröhlichem Sang:
/: Gut Heil! du fröhliche Turnerlust! :/

Wilhelm Hauff, gest. 1827